Trio II (2004)
für Heckelphon, Piano & Percussion
Der Titel „Trio II“ impliziert, dass es sich um eine Serie von Stücken handelt, wovon ein Erstes bereits existieren müsste. Tatsächlich gibt es kein „Trio I“, aber ein Stück namens “Trio Variations“, das im Jahre 1990 komponiert wurde. „Trio Variations“ war zumindest zu jener Zeit, wenn nicht überhaupt, ein ungewöhnliches Stück für mich. Neben anderen Aspekten waren es vor allem die solistischen Elemente, die jenes Ensemblestück prägten, was zumindest bis zum Jahre 1990 in meiner Musik untypisch war (von wenigen Solostücken einmal abgesehen).
Eine weitere Besonderheit war, dass das Werk im Zusammenhang mit einer Tanzchoreographie (die tatsächlich niemals realisiert wurde) und in enger praktischer Zusammenarbeit mit zwei Musikern entstand. Zudem enthielt das Stücke improvisatorische Elemente, die jedoch später durch eine fixierte Version ersetzt wurden.
Als Konsequenz - und in Übereinstimmung mit aktuellen künstlerischen Zielsetzungen – spielen solistische Aspekte in „Trio II“ eine wichtige Rolle. Diese solistischen Elemente treten immer mit speziellen Bedeutungen auf, die in der Partitur auch erwähnt werden („dominierend“, „auffordernd“, „abweisend“, „angreifend“ etc.). Diese verschiedenen Haltungen passieren in einem kollektiv geprägten Rahmen (siehe vor allem Anfang und Ende), obwohl das Kollektive von Beginn an nicht „perfekt“ zu sein erscheint. Musikalisch kommt dies zunächst durch die texturartige Fläche zum Ausdruck, bei der jede Stimme nahezu das gleiche, jedoch mit kleinen Änderungen und Abweichungen spielt (eine Art erweiterte Heterophonie). Kanonische Verfahren tragen ebenfalls dazu bei. Im Laufe der weiteren Entwicklung jedoch emanzipieren sich die Dinge, was auf zwei verschiedene Art und Weisen passiert. Auf einer rein musikalischen Ebene wird dies durch die Emanzipation der Akkordakzent-Struktur verdeutlicht. Grundsätzlich treten aber auch die einzelnen Instrumente allmählich immer solistischer in Erscheinung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Stücks ist das seltene Heckelphon, eine Art Bariton-Oboe, die eine Oktave tiefer als die normale Oboe klingt. Das Instrument zeichnet sich durch eine sonore weiche Klangfarbe mit zahlreichen interessanten Nuancen aus, die nur diesem Instrument eigen sind. Insbesondere bei der Planung der harmonischen Strukturen wurde versucht, die besondere Eigenschaft des Instruments zu berücksichtigen.