QUARTETT No. I
für Flöte 1 (auch Piccolo und Bassflöte), Flöte 2 (auch Altflöte), Klavier und Schlagzeug
ALLGEMEINE HINWEISE
1. Wie in den meisten meiner Werke der letzten Jahre, spielen verschiedenartige Kommunikationssituationen auch in Quartett No. 1 eine wesentliche Rolle. In diesem Stück geht es jedoch weniger um bestimmte auskomponierte Beziehungen zwischen Personen bzw. musikalischen Materialien, sondern vielmehr um eine hochgradige Kompaktheit oder Einheit der beteiligten Musiker und Musikerinnen.
2. Über weite Strecken herrscht Unisono-Spiel in verschiedenen Erscheinungsformen vor. Dabei ist immer auf größtmögliche Verschmelzung der jeweils beteiligten Stimmen zu achten. Bei Passagen mit verschiedenen Schichten (z.B. Seite 5 f) ist größtmögliche Unabhängigkeit der jeweiligen Einzelschicht anzustreben.
3. Besonders in den schnellen Passagen, wie zum Beispiel zu Beginn, gilt das angegebene Grundtempo zwar als grundsätzliche Orientierung, kann aber entsprechend den Gegebenheiten leicht modifiziert werden. Leichte rubatoartige Tempoänderungen sind auch für Einzelmomente denkbar, jedoch nur dann, wenn sie zur Klarheit und Transparenz der jeweiligen Passage beitragen. Wesentlich ist jedoch, daß die grundsätzliche Intensität und Spannung nicht aufgegeben werden dürfen. Erfahrungsgemäß stellt sich dieser entsprechende Ausdruck erst nach längerem gemeinsamem Üben ein. Die individuelle Beherrschung der jeweiligen Stimme ist, verglichen mit anderen Werken, bei dieser Konzeption hinsichtlich des Arbeitsaufwands eher "zweitrangig". Das Finden eines gemeinsamen Timings durch häufiges Zusammenspiel (und weniger durch Dirigiergesten) muß kompromißlos im Vordergrund stehen. Auch Vorschlagsgruppen (so schnell wie möglich) sollen immer so klar und deutlich wie möglich gespielt werden. Verzerrungen des tatsächlich notierten Rhythmus' sind dabei durchaus beabsichtigt (z.B. Seite 12).
4. Neben der spezifisch physisch - psychischen Ausdruckskomponente des umfangreichen rhythmischen Unisonospiels, geht es in Quartett No. 1 vor allem um eine spezifische Art und Weise der Klangfarbenkomposition. Sowohl die jeweilige Instrumentierung als auch die damit verbundene Harmonik (bzw. der Wechsel zwischen rhythmisch-melodischem Unisono und mixturartigen Passagen) tragen zu einer speziellen intendierten Klangwirkung bei.
Dabei haben die Texturwechsel (völliges Unisono, nur rhythmisches Unisono) zusätzlich eine Art makrorhythmische Wirkung. Zur Umsetzung dieser Vorstellung können verschiedenartige dynamische Abweichungen von der in der Partitur angegebenen Dynamik notwendig sein. Faktoren wie unterschiedliche Instrumente (insbesondere bei Klavier und Schlagzeug), andere Klang- oder Artikulationsästhetik beim Flötenspiel etc. bis hin zu jeweils verschiedenen Raumresonanzen erfordern bei solch einer komponierten Textur besondere Aufmerksamkeit, um die gewünschte Homogenität zu erzielen. Grundsätzlich verweisen die Dynamikangaben in der Partitur auf das intendierte Ergebnis.
5. Die Partitur ist transponierend notiert.Das Xylophon klingt eine Oktave, die Crotales zwei Oktaven höher als notiert (Anmerkung: letzteres entspricht den üblichen Gepflogenheiten, obwohl der Klangeindruck auf Grund der komplexen Teiltonstruktur häufig anders ist).
Die Piccoloflöte klingt eine Oktave höher als notiert, die Baßflöte eine Oktave tiefer und die Altflöte eine Quart tiefer. ACHTUNG: Bei allen Passagen mit gleichzeitigem Singen von Tönen ist die "Gesangstimme" immer klingend notiert. So muß also bei Beginn auf Seite 3 unten der Ton c1 gesungen werden, während der klingende Ton der Altflöte das kleine h ist (siehe auch Anmerkung 2).
Schlaginstrumente:
- Xylophon (neueres Modell)
- eine Oktave Crotales (Cymbales antiques)
- vier chinesische Gongs (ca. 32 bis 20 cm Durchmesser). Dieser Instrumententyp ist, obwohl als Gong bezeichnet, flach, ohne genaue Tonhhöhen und hat einen um 90 Grad umgebogenen Rand von 1 - 3 Zentimetern. Die Instrumente sind bei "Asian-Sound" in Köln, Venloerstr. 176 erhältlich (Bezeichnungen SL 32, CSL 27, CSL 23, ML 20). Auf jeden Fall sind nicht die chinesischen Operngongs mit den glissandoartigen Klängen gemeint!
- 5 Woodblocks von sehr tief bis sehr hoch
- ein chinesisches Tom-Tom (genageltes Fell), sehr tief (mindestens 30 – 35 cm Durchmesser)